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Swinger-Clubs:

Willkommen im Paradies

„Komm doch mal zum Kaffee. Ich zeig dir den Club.“

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Auf den Profilen von Bekannten las ich immer wieder von Swinger-Partys. Am Anfang erschien mir das Ganze ziemlich skurril. Ich hatte eine vage Vorstellung, doch eigentlich keinen Plan, was dort wie genau vor sich ging. Als mir einer meiner Besucher mit verschmitztem Grinsen und fast träumerischem Ausdruck in den Augen von den Partys erzählte, wurde ich neugierig. Ich begann nach Clubs in der Umgebung zu suchen. Wieder einmal zeigte sich mein leichter Fetisch für schöne Innendekoration. Allein durch die dargestellten Räumlichkeiten, wurde mein Interesse geweckt. Meistens gab es einen Tanz- und Barbereich und dann verschiedene Pärchenzimmer mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Mal waren es orientalisch eingerichtete Räume mit Himmelbett und bunten Kissen. Dann waren es an römische Tempel erinnernde Zimmer mit Säulen und Skulpturen oder Barock eingerichtete Räume mit Kronleuchtern an der Decke. Oh, ich liebe Kronleuchter.

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Ein Club befand sich direkt in der Nähe. Ich schaute mir die Bilder an und merkte ein leise anklopfendes Interesse, diesen Ort mal auszukundschaften. Ich mochte Partys. Aber trotzdem schloss ich die Seite wieder.

Am nächsten Tag hatte ich eine Nachricht von dem Besitzer: „Hey. Schön, dass du auf unserer Seite warst. Du kannst gerne mal vorbei kommen. Zu einer Party oder einfach so. Ich kann dir den Club zeigen und du kannst dir alles in Ruhe anschauen.“

Er hatte gesehen, dass ich sein Profil auf der Erotik-Website angeschaut hatte. In meinem Kopf sah ich sofort nackte, wild herum peitschende Leute, blieb distanziert und lehnte dankend ab.

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Innerhalb der nächsten Wochen recherchierte ich immer wieder über Swinger Clubs. Ich begann mir die Gästelisten anzuschauen und schrieb auch die ersten Clubs an, ob sie barrierefrei seien. Natürlich schrieb ich nur die an, die so nah waren, dass ich entspannt hinfahren konnte, aber so weit entfernt, dass mich hoffentlich niemand kannte. Irgendwie kam mir die Vorstellung komisch vor vielleicht meinen ehemaligen Lehrer, meinen Nachbarn oder einen Sachbearbeiter dort wiederzutreffen.

Ich las in Erfahrungsberichten, dass die wenigsten Swinger-Clubs barrierefrei waren und dass auch teilweise Menschen mit Behinderung nicht hineingelassen wurden, da sie nicht den ästhetischen Vorstellungen entsprächen. Die Besitzer befürchteten, dass durch ihre Anwesenheit die erotische Atmosphäre verloren ging. Ich war ziemlich geschockt bei den ganzen negativen Erfahrungsberichten, die ich in Foren fand.

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Es gab nur wenige, die positiv berichteten. Während ich las, ploppte eine neue Nachricht auf. Sie war wieder von dem Besitzer des Swinger-Clubs um die Ecke. „Komm doch mal zum Kaffee vorbei.“

„Das ist echt nett. Aber ist euer Club barrierefrei?“

„Wir hatten schon mal eine Rollstuhlfahrerin. Du kommst ebenerdig rein. In die oberen Etagen musst du getragen werden. Aber das ist bei deinem Fliegengewicht kein Problem.“ Seine nette Einladung stand im starken Kontrast zu dem, was ich in den Foren las. Scheinbar war es ungewöhnlich, dass Menschen mit Behinderung so eine Möglichkeit bekamen wie ich. Er ging sogar noch weiter und bot mir an eine private Führung zu machen und gemeinsam Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Schließlich sagte ich zu.

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Wieder musste ich den Dienstplan der Assistenten umwerfen, da nicht jeder meiner lieben Assistenten in Frage kam, um mit mir einen Swinger-Club zu besuchen. Schließlich kam Ramona mit. Ich wusste bereits, dass sie auch schon öfters in Swinger-Clubs war und somit die offenste und entspannteste Einstellung hatte. Aber eine Privatführung hatte sie auch noch nie bekommen. Wir waren beide ganz gespannt, was uns erwarten würde.

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Leider musste ich direkt vor der Haustür an der Hauptstraße parken, sodass jeder, der mein Auto kannte, wusste, dass ich in dem Club war.

Mr. Paradise, der Besitzer, empfing uns direkt an der Tür. Na dann, willkommen im Paradies. In welcher Art auch immer. So öffneten sich die Pforten.

Ebenerdig konnte ich in den Club fahren. Neben uns waren die Spinde und die Umkleide. Hinter der Rezeption ging es in den Wellnessbereich mit Sauna. Es gab sogar einen kleinen Whirlpool.

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„Und das kann man alles kostenlos benutzen?“, fragte Ramona staunend.

Mr. Paradise nickte: „Mann muss bezahlen. Aber Frauen sind kostenlos. Pärchen zahlen einen reduzierten Preis. Damit möchten wir erreichen, dass die Männer in Begleitung kommen und es keinen Herrenüberschuss gibt. Außer natürlich bei HÜ-Partys – also Herrenüberschuss.“

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Leider endete im Wellnessbereich auch schon die Barrierefreiheit. „Ich habe einen starken Helfer für heute gewinnen können“, sagte Mr. Paradise und holte seinen Sohn. Er trug mich mühelos durch insgesamt drei Stockwerke. Glücklicherweise war es ein Swinger-Club, denn so gab es in jedem Raum ein Bett, auf das ich mich legen konnte.

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Die gesamte Einrichtung hatte Mr. Paradise gemeinsam mit seinem Sohn selbst gebaut. Jeder Raum hatte ein eigenes Thema. Fast ehrfürchtig wurde es mir zumute, als ich in das SM Zimmer kam. Anders als in den übrigen Zimmern, gab es kein Bett. Stattdessen wurde ich auf die Streckbank gelegt. Verdammt hart! Ich sah mich neugierig um. Vor den Fenstern hingen rote Vorhänge, die den gesamten Raum in ein Dämmerlicht tauchten. Obwohl die letzte Session schon vier Tage her war, roch ich immer noch den Schweiß. Es war ein stickiger Raum, dem die schwarzen lederüberzogenen Möbel eine ganz besondere Atmosphäre verliehen.

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Zwar war ich davon ausgegangen, dass ich diesen Raum ganz schnell hinter mir hätte, aber ich war zu interessiert an den ganzen Vorrichtungen, Spielzeugen und Fesselungsmöglichkeiten und fragte Mr. Paradise danach.

„An der Wand haben wir das Andreaskreuz. Dort kann der Dom seine Sub an Hand- und Fußgelenken fesseln.“ Er stellte sich kurz davor, spreizte Arme und Bein. Dann ging er zum Pranger. „Hier werden der Kopf und die Hände fixiert. Der Vorteil ist, dass die Gefesselten gebeugt stehen. So geht Doggy und Anal einfacher.“ Er bückte sich, hob etwas vom Boden auf und räusperte sich. Er hielt einen zweiten Pranger hoch, mit wesentlich kleineren Löchern. Ich runzelte die Stirn: „Wofür ist der?“

Mr. Paradise kam näher, sodass ich ihn beobachten konnte. „Das ist ein Hodenpranger. Du kannst hier den Penis und die Hoden fixieren. Damit hast du den Kerl im wahrsten Sinne des Wortes an den Eiern.“

Ich starrte das Holzgestell an: „Wird das häufig benutzt?“

„Nein, eher weniger. Meistens sind Frauen in der devoten Position. Sie wollen benutzt und bestraft werden. Männer wollen selten der Sub sein. Aber es kommt vor.“

Er schüttelte sich kurz: „Für mich ist beides nichts. Gewalt hat für mich nichts mit Vergnügen zu tun. Aber es gibt einige Leute, die Schmerz brauchen, um sich selbst zu fühlen. Wir sind hier offen und tolerant. Sie können machen was sie wollen, insofern es für alle Beteiligten in Ordnung ist. Es geht ja um Vergnügen. Ich drehe dann immer meine Runde und schaue nach dem Rechten. Erst wenn ich das ok bekomme, gehe ich wieder. Komischerweise sind die SMler die Empathischsten. Sie vereinbaren Grenzen und halten sich genau an die Absprachen. Sie haben meistens eine gute Menschenkenntnis und sind sehr verständnisvoll. Hier sind sie wild aber draußen sind das echt die Liebsten.“

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Lieb? Mit Peitschen? Ich versuchte mir das vorzustellen: „Och, danke, da hast du aber schön gepeitscht. Das Muster ist so hübsch.“ Ich musste grinsen bei der Vorstellung. Aber gut, vielleicht sollte ich mir mal bei Gelegenheit ein Bild machen. Mr. Paradise trat an die gegenüberliegende Wand. Auch sie war in einem dunklen Rot gestrichen. Es gab ein komfortables Ledersofa für die Herrschaft. Daneben stand der hölzerne „Sklavenstuhl“. Dort wurde der Sklave sitzend mit gespreizten Beinen gefesselt.

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Da merkte ich fast den staubigen Geschmack der Geschichte. Vor meinem inneren Auge sah ich Marquis de Sadre. Hinter all dieser perfiden Perfektion steckten Jahrhunderte des Sadismus. Die Menschen hatten sich nicht geändert. Der Unterschied war nur, dass es hier freiwillig geschah. Es gab Menschen, denen Schmerz Lust bereitete.

Mir wurde der Raum zu eng. Obwohl ich seine Geschichten super spannend fand, stöhnte ich: „Streckbank ist echt kein Luxus.“ Die anderen fingen an mich auszulachen. „Ich bin zu sanft dafür. Hast du noch etwas entspanntere Räume?“, fragte ich und wurde zuerst ins Kino und schließlich in den Massageraum getragen. Das war schon eher meins.

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Mr. Paradise klärte mich über die Regeln in seinem Club auf: „Mir ist es am liebsten, die Leute kommen zu mir und sagen mir, was sie vorhaben. Dabei ist es ganz wichtig, dass ein Nein ein Nein ist. Vor allem die Männer müssen das respektieren. Aber sie halten sich daran. Hier wird Respekt sehr groß geschrieben und das schätzen meine Gäste. Sie sollen sich absolut sicher fühlen und entspannen. Ich bin selbst die Security und überprüfe immer wieder, ob alles okay ist. Wenn andere Gäste mir etwas melden oder ich selbst merke, dass ein Paar länger als üblich in einem Pärchenzimmer ist oder ich seltsame Geräusche höre, gehe ich direkt zu den Paaren und frage die Frauen, ob alles in Ordnung ist. Nur wenn die Frau mir das bestätigt, setze ich meine Patrouille fort. Falls sie nein sagt; Gehe ich dazwischen und der Typ bekommt sofort Hausverbot. Aber in über 10 Jahren ist das nur zwei Mal vorgekommen. Vergleich das mal mit einer Disko.“

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Einige Frauen hatten mir erzählt, dass sie es in Swinger-Clubs entspannter fanden, als bei normalen Festen, da hier ihr Nein akzeptiert wurde.

Mir fiel ein, wie oft meine Freundinnen und ich beim Feiern auf Dorffesten oder in Diskos von betrunkenen Männer belästigt wurden. Dabei mussten wir öfters Schellen und Ohrfeigen verteilen, wenn die Typen zu aufdringlich wurden. Mehr als einmal waren wegen uns schon Männer von der Security weggeführt worden.

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„Das ist ein Ort, an dem jeder sein kann, wie er ist. Jeder Besucher hat die Möglichkeit seine Leidenschaft und Fantasie frei auszuleben. Alles was hier geschieht, bleibt hier. Menschen, die hierher kommen, grüße ich nicht beim Einkaufen, außer er grüßt zuerst. Diskretion ist super wichtig. Was die Gäste untereinander „privat“ machen, ist mir egal. Das ist ihre Sache. Wir haben hier innerhalb des Clubs auf alle Fälle ein sehr familiäres Verhältnis.“

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Wir gingen zum Partybereich. Dort war eine große Fensterfront. Ich merkte, wie ich wieder tief einatmete. Der Sonnenschein fühlte sich nach dem schummrigen Licht so gut an. Er spendierte Ramona und mir etwas zu trinken.

„Weißt du, vor einiger Zeit war schon mal eine junge Frau im Rollstuhl hier. Die Gäste des Clubs haben sich total lieb um sie gekümmert. Komm doch selbst mal zu einer Party. Du hast jetzt gesehen, dass es geht. Wir können dich überall hintragen. Deine Assistenz kannst du natürlich auch mitbringen. Und ich möchte dir noch ein Angebot machen. Ich finde dich nämlich echt stark und möchte dich unterstützen. Du kannst auch gerne mal so vorbei kommen- mit einem Partner. Gibt es da einen?“

Ich schüttelte dem Kopfund lächelte: „Keinen Festen.“

„Wenn du möchtest, könnte ich etwas arrangieren. Ich kenne viele Leute und wenn du mir sagst, was du möchtest, kümmer ich mich darum.“

„Wow. Das ist echt lieb.“

„Lieb? Ich bin nicht lieb. Ich bin Mr. Paradise und erfülle Wünsche“, zwinkerte er und verneigte sich.

 

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