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Fesselnde Spiele - BDSM

„Möchtest du mich fesseln?“

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Nein! So ein Quatsch! Ich fessele niemanden. Selbst wenn ich könnte… Das war absolut gegen meine Prinzipen. Ich wollte Begegnungen auf Augenhöhe.  

Mr. Sub war der erste Mann, der von mir gefesselt werden wollte. Das war völlig neu. Meistens wollten mich die Männer fesseln, verschnüren und meinen süßen Hintern versohlen. Bevor sie weiter in ihrer Fantasie schwelgen konnten, weckte ich sie unsanft aus ihren feuchten Tagträumen. „Ich kann mich eh nicht bewegen. Fesseln sind überflüssig.“ oder „Mein Körper verdient nur das Beste.“

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Meine Assistentin, Chiara, und ich diskutierten häufig darüber. Sie sagte immer wieder: „Das ist doch super. Du kannst dich sowieso nicht bewegen. Mit ein paar Seilen und Fesseln könntest du deine Bewegungslosigkeit sehr schön verpacken. Die wären echt scharf auf dich.“

Aber genau das wollte ich nicht. Ich stellte mir die Praktiken meist schmerzhaft vor und hatte kein Verständnis wie Schmerzen einen erregen können.

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„Willst du mich fesseln?“ fragte nun zur Abwechslung Mal ein Mann. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich die Antwort geschrieben und die Sache abgelehnt. Ich musste bei der Vorstellung lachen. Wie sollte ich jemanden fesseln? So ein Quatsch! Allein logistisch war das nicht umsetzbar.

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Kurze Zeit später fand ich einen Blog im Internet. Er gehörte einem jungen Mann, der auch im Rollstuhl saß. Direkt bei dem ersten Bild wusste ich, dass er SMA, die selbe Erkrankung wie ich. Er war klein, zierlich und hatte die ganz bestimmte Strategie mit seiner Hand den Kopf stützten, die die meisten von uns hatten.

Womit er mich total überraschte, war die Tatsache, dass er auf SM stand. Er war ein „Switcher“ und wechselte zwischen dominantem und devotem Part. Die Hingabe und die Unterwerfung war ein gängiges und verbreitetes Bild. Wenn ich Bilder im Internet oder auf der Webseite fand, zeigten sie meistens die Person mit Behinderung als Sub.

Neu war der Punkt, dass er auch von sich als dominantem Part sprach. Das triggerte mich an. Ich ertappte mich immer wieder bei der Recherche nach verschieden Praktiken. Irgendwie gefiel mir die Idee, entgegen dem weit verbreiteten gesellschaftlichen Bild, zu agieren und selbst die dominante Rolle zu übernehmen. Passend zu einer Domina saß ich ja schließlich auf einem Thron.

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Diese Variante gefiel mir. Ich verstand immer mehr, dass die Wünsche und Begierden der Menschen total unterschiedlich waren und das auch wenn ich es nicht nachempfinden und nachvollziehen konnte, zum Beispiel Schmerzen oder Demütigung sehr erregend sein konnten.

 

Ich entwickelte in dieser Zeit eine zunehmende Toleranz für die verschiedenen sexuellen Praktiken. Anfangs hatte die Devotation für mich etwas Schwaches, man begab sich freiwillig in die Hände, die Führung eines anderen Menschen, völlig dem Willen des anderen ausgeliefert. Nach Gesprächen und einigen Chats änderte sich auch diese Ansicht, denn eine freiwillige Hingabe und die Tatsache sich anderen zu überlassen, erforderte Mut.

Viel Mut und vor allem Vertrauen. Sich selbst bewegungslos und handlungsunfähig zu machen, erfordert großes Vertrauen. Der dominante Part muss mit diesem Vertrauen und der anvertrauten Person achtsam umgehen und immer darauf achten, den anderen zwar an seine Grenzen zu bringen, diese aber nicht zu überschreiten.

Um dies zu gewährleisten, brauchte der dominante Part absolute Selbstbeherrschung. Er muss also nicht über den Sub herrschen, sondern über sich selbst und über seinen eigenen Körper.

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Um die Grenze genau auszuloten, bedarf es viel Empathie, damit man diesen schmalen Grad nicht überschreitet. Der dominante Part muss 100 Prozent dem Sub vertrauen können, sodass dieser bei einem möglichen Grenzübertritt stoppte, in dem er zum Beispiel ein Codewort sagte oder das Ampel System anwandte. Ich war beeindruckt und fasziniert von dieser tiefen Vertrauensebene.

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Für mich stand jedoch fest, dass ich schon bewegungslos genug war und somit kein Interesse an Fesseln hatte. Durch meine körperliche Hilflosigkeit musste ich ohnehin jedem Mann, mit dem ich mich traf, 100 Prozent Vertrauen schenken.

Ich wollte, dass Sex und sexuelle Handlungen in meinem Körper sanft und schmerzfrei sein sollten. Mein Körper hatte schon zu viele Belastungen, sodass ich ihm puren Genuss und sanftes Verwöhnen auf sexueller Ebene zur Entspannung gewährte.

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Während ich mich in diesem gedanklichen Prozess befand, bekam ich nach fünf Monaten eine erneute Anfrage von Mr. Sub. Er hatte wieder den gleichen Text wie beim ersten Mal geschrieben. Wahrscheinlich war es seine Standardformulierung, aber dieses Mal antwortete ich ihm ausführlich. Ich wollte seine Motivation verstehen.

Wir schrieben eine Zeit lang, schließlich war ich bereit für ein Treffen und schon merkte ich, welche Verantwortung der dominate Part sich aufbürdete.

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Bei mir begann es mit der Logistik. Bevor ich Mr. Sub endgültig zusagte, musste ich zuerst eine Helferin finden, die bereit war sich auf dieses Spiel einzulassen.

Letzten Endes war es Chiara, mit der ich die Aktion durchzog. Wir klärten vorher ab, was ich vorhatte und welche Dinge für sie in Ordnung waren und wo ihre Grenze lag. Sie würde nur nach meinen Anweisungen handeln und nicht den Intimbereich berühren. Der fiel in meinen Zuständigkeitsbereich.  

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Um das Treffen entsprechend zu gestalten, brauchte ich einige Utensilien, die ich natürlich zufälligerweise nicht in der WG hatte. Mr. Sub meinte zwar man könne Kochlöffel, Kerzen, Schnüre, Gabeln und sonstige Dinge nehmen, die normal zu Hause herumlagen. Aber erstens ekelte ich mich bei dem Gedanken, mein Geschirr Zweck zu entfremden und es nach der SM Session wieder in die WG Schublade zu legen. Mmmmm, guten Appetit.

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Zweitens war ich schließlich der Boss, ganz offiziell. Ich stürzte mich in die Recherche nach spannenden Toys und recherchierte selbst, welche Kerzen sich am besten eigneten. Da ich alles richtig machen wollte, bestellte ich spezielle SM Kerzen im Internet. Leider wurden sie nach Hause gesendet zu meiner Mutter. Zuerst ärgerte ich mich, doch dann entschied ich mich, die Situation zu nutzen und direkt noch mehr von zu Hause zu bestellen. Die Liste an meine Mutter wurde immer länger. Das Paket, ein Ohrenschutz, eine Rundbürste aus Metall, Lautsprecher, Wäscheklammern und ein Seil.

 

Diese komische Zusammenstellung brachte natürlich die Frage auf: „ Ria, was hast du vor?“. Ich redete mich mit einem Filmabend in der WG, zu wenig Wäscheklammern und einem Mitbewohner, der absolute Ruhe zum Lernen brauchte, raus. Außerdem wollte ich meine Haare mal wieder schön föhnen.

 

Alles wurde vorher getestet. Die Haarbürste bestand aus kleinen Metallstäbchen, die heftig auf der Haut kratzten und bei dem entsprechenden Druck sogar blutige Schrammen hinterließen. Auch die Kerzen testeten wir im Voraus. Chiara war die Auserwählte.

„ Ach wie, weil ich nicht so schmerzempfindlich bin?“, fragte sie.

„ Ja und weil du mutig bist“, lächelte ich sie an.

 

Als das heiße Wachs auf ihre Haut tropfte, zog sie den Atem scharf ein. „Uh, das brennt richtig heftig.“ kommentierte sie.  Wir probierten verschiedene Entfernungen. So ermittelten wir die Abstandskala von einem leichten Prickeln bis zu einem brennenden Schmerz. Ich war selbst auch neugierig und entschied mich für die Variante „leichtes Prickeln“, aber bei meiner dünnen und zarten Haut fühlte es sich wie ein kurzes Brennen an.

Voller Entdeckungsgeist probierten wir auch normale Kerzen aus und stellten fest, dass Teelichter weniger schmerzhaft und leichter zu entfernen waren als die speziellen SM Kerzen.

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Das Equipment war komplett meine Assistenz geklärt. Was es noch fehlte, war noch eine passende Musik. Da ich keinen Knebel benutzen wollte und nicht wusste, ob Mr. Sub stöhnte oder möglicherweise schrie, brauchte ich laute Musik, damit meine Mitbewohner nichts hörten.

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Wie zieht sich eine Domina an? Ich stand vor meinen Kleiderschrank und runzelte die Stirn. Schließlich wählte ich rote Bluse, die ich dieses Mal bis oben zuknöpfte. Meine Haare band Chiara zusammen, sodass ich strenger aussah.

 

Als alles erledigt war, schaute ich Chiara an. „So, jetzt kannst du dich fertig machen.“

„Ich bin doch fertig“, antwortete Chiara.

Etwas fassungslos starte ich sie an. Sie trug ihre „Hippie Hot Pants“ mit Patchwork Taschen, ein blaues Top mit knalligen Früchten und ihre Haare als lässigen Bommel, der mich immer an die Tele Tapies erinnerte. Das passte so gar nicht zu einer SM Session.

„Hmmmm, hast du was anderes zum Anziehen?“, fragte ich wie immer sehr diplomatisch.

„Sollte ich mich umziehen?“, fragte sie stirnrunzelnd.

„Ja. Es ist eine ernste Angelegenheit. Also nimm etwas Seriöses. Am besten Schwarz“

Sie wohnte nebenan und konnte sich schnell umziehen.

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Pünktlich um 18:30 klingelte es an der Tür.

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Ich hatte mit Mr. Sub vereinbart, dass er einmal klingelte bis zehn zählte und noch mal klingelte. Diese erste Regel missachtete er und klingelte nach drei Sekunden wieder. Er wollte mich reizen und dafür bestrafft werden. Chiara drückte auf den Türöffner und trat hinter mich. Mr. Sub betrat mein Zimmer in Klamotten. Erleichtert atmete ich aus. Er hatte angedeutet, nackt kommen zu wollen. Der Gedanke, dass er splitternackt durch unsere Wohnung lief und einem meiner Mitbewohner begegnete, war absurd. Immerhin hatte er sich an diese Abmachung gehalten. Er hatte kurze braune Haare, war blass und hielt seinen Kopf gesenkt. Unsicher huschte er in mein Zimmer. Ich begrüßte ihn mit einem kurzen

„ Hallo“

Danach erteilte ich meine Befehle, die er sofort befolgte:

„Schließ die Tür.

Mach den Vorhang zu.

Gib mir die Fesseln.

Zieh dich aus.

Setz dich!“

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Überaschenderweise kamen mir diese Befehle einfacher über meinen Lippen als ich erwartet hatte. Es war ungewohnt, ohne die für mich sonst typischen, höfflichen Floskeln „ Danke“, „Bitte“ „ Könntest du“, „Es wäre schön wenn“ meine Wünsche zu äußern. Es war neu einfach alle Befehle hintereinander salvenmäßig abzufeuern. Zwar saß Mr. Sub ganz artig auf seinem Stuhl aber er saß mir total im Weg. Also kamen die nächsten Befehle:

„Aufstehen.

Stuhl in die Mitte.

Setzen!“

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Ich drehte mich zu Chiara und sagte etwas sanfter als zu Mr. Sub aber bestimmt:

„ Fessel ihn.“ Sie band seine Hände hinter seinem Rücken zusammen. 

„Fester“ forderte ich. Sie zog strammer, konnte aber ihren Finger noch dazwischen quetschen. Die Blutzufuhr was schließlch wichtig.

Als er stöhnte, war ich zufrieden.

„Die Spiele können beginnen.“

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